Psychologie des Alterns
Themen für das Wintersemester 25/26
1) Motivationale Grundlagen des Klimaengagements über die Lebensspanne (Selma Korlat, 1 Person)
Diese Masterarbeit untersucht die psychologischen Beweggründe für Klimaengagement, indem sie die Perspektiven unterschiedlichen Altersgruppen vergleicht. Angesichts der zunehmenden Dringlichkeit der Klimakrise ist es von großer Bedeutung zu verstehen, was Menschen – ob jung oder alt – dazu bewegt, sich für den Klimaschutz zu engagieren oder eben nicht.
Im Zentrum der Arbeit steht die Frage, welche motivationalen Faktoren – wie moralische Überzeugung, wahrgenommene Selbstwirksamkeit, Emotionen (z. B. Hoffnung, Wut, Schuld), Generativität oder Zukunftsorientierung – das Engagement beeinflussen und wie sich diese je nach Alter und Aktivitätsgrad unterscheiden. Zudem wird analysiert, wie persönliche Identität, Lebensphase und individuelle Erfahrungen mit der Klimabewegung das Engagement oder die Zurückhaltung prägen.
Die Arbeit wird erforschen, wie sowohl engagierte als auch nicht-engagierte Personen den Klimawandel subjektiv deuten und welche psychologischen und sozialen Mechanismen Handlungsbereitschaft fördern oder hemmen. Durch die Verknüpfung entwicklungspsychologischer und umweltpsychologischer Perspektiven leistet die Arbeit einen Beitrag zum besseren Verständnis altersübergreifender Motivationen im Kontext der Klimakrise.
Student*in kann eigene inhaltliche Schwerpunkte setzen und die Forschungsfrage im Rahmen des Themas eigenständig und in Abstimmung mit der Betreuung spezifisch ausgestalten.
Literatur: Pillemer, K. A., Nolte, J., & Tillema Cope, M. (2022). Promoting climate change activism among older people. Generations, 46(2). https://www.generations.asaging.org
2) Naturerleben und existenzielle Gelassenheit: Wie Naturbegegnungen bei der Bewältigung von Todesangst und Verlusten unterstützen können (Jana Nikitin, Selma Korlat, 2 Personen)
Naturaufenthalte fördern nicht nur Gesundheit und Wohlbefinden, sondern könnten auch bei der Bewältigung existenzieller Herausforderungen hilfreich sein – etwa bei der Angst vor dem eigenen Tod sowie im Umgang mit dem Verlust nahestehender Personen. Diese Studie untersucht, ob und wie regelmäßige Naturerfahrungen mit einer reduzierten Todesangst und einer verbesserten Verarbeitung von Verlusten in verschiedenen Altersgruppen zusammenhängen. Dabei werden potenzielle vermittelnde Faktoren wie gesteigerte Lebenssinnwahrnehmung, spirituelle Gelassenheit oder Gerotranszendenz berücksichtigt. Die Datenerhebung erfolgt im Alltag der Teilnehmenden mittels Experience Sampling Method (ESM) in Zusammenarbeit mit anderen Studierenden. In einer zunehmend urbanisierten Welt ist das Verständnis der psychologischen Auswirkungen von Naturkontakt essenziell – insbesondere im Hinblick auf existenzielle Themen wie Endlichkeit, Trauer und Verlust.
Literatur: Nikitin, J., Rupprecht, F.S. , Ristl, C., Korlat, S. (2024) NATURE EXPOSURE IS ASSOCIATED WITH POSITIVE VIEWS ON AGING, Innovation in Aging, 8, 264–265, https://doi.org/10.1093/geroni/igae098.0857
Zhou, Y., & Geng, L. (2025). Getting outdoors for ordinary beauty: Exposure to nature promotes meaning in life through enhanced savoring. Journal of Outdoor Recreation and Tourism, 50. doi.org/10.1016/j.jort.2025.100883
3) Tägliche Mechanismen von Entwicklungsgewinnen und -verlusten (Jana Nikitin, 1 Person)
Entwicklungsgewinne und -verluste prägen das gesamte Leben, doch ihre täglichen Mechanismen und Wechselwirkungen sind wenig erforscht. Diese Studie untersucht, wie Menschen unterschiedlichen Alters tägliche Gewinne und Verluste erleben und welche psychologischen Prozesse (z. B. Zielanpassung, Emotionsregulation) dabei eine Rolle spielen. Die Datenerhebung erfolgt mittels Experience Sampling (ESM) in Zusammenarbeit mit anderen Studierenden. Die Studie kann wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie sich die positiven und negativen Altersveränderungen im Alltag manifestieren und entsprechend beeinflusst werden können.
Literatur: Ristl, C., Korlat, S., Rupprecht, F. S., Burgstaller, A., & Nikitin, J. (2025). Self-perceptions of aging and social goals. Psychology and Aging, 40(4), 413–420. https://doi.org/10.1037/pag0000881
Serena Sabatini, Fiona Rupprecht, Roman Kaspar, Verena Klusmann, Anna Kornadt, Jana Nikitin, Anton Schönstein, Yannick Stephan, Markus Wettstein, Susanne Wurm, Manfred Diehl, Hans-Werner Wahl, Successful Aging and Subjective Aging: Toward a Framework to Research a Neglected Connection, The Gerontologist, Volume 65, Issue 1, January 2025, gnae051, https://doi.org/10.1093/geront/gnae051
4) Menopause aus psychologischer Perspektive: Die Rolle von Altersbildern im Erleben der Menopause (Jana Nikitin, 1 Person)
Die Menopause ist ein bedeutender Übergang im Leben einer Frau, der individuell sehr unterschiedlich erlebt wird. Psychologische Faktoren – insbesondere die individuelle Interpretation und Bewertung der Menopause – beeinflussen sowohl das Erleben von Symptomen als auch den Umgang mit ihnen. Diese Studie untersucht, wie persönliche Altersbilder das Erleben der Menopause beeinflussen. Angesichts der biologischen und sozialen Bedeutung der Menopause als Marker des Alterns könnte sie eine Phase darstellen, in der sich sowohl positive als auch negative VoA besonders stark auf das Erleben und die Folgen der Menopause auswirken. Es wird erforscht, ob positive oder negative Einstellungen zum Altern mit der Wahrnehmung und Bewältigung menopausaler Symptome zusammenhängen. Die Datenerhebung erfolgt in Zusammenarbeit mit anderen Studierenden mittels ESM bei Frauen in der Menopause.
Literatur: Brown, L., Bowden, S., Bryant, C., Brown, V., Bei, B., Gilson, K. M., Komiti, A., & Judd, F. (2015). Validation and utility of the Attitudes to Ageing Questionnaire: Links to menopause and well-being trajectories. Maturitas, 82(2), 190–196. https://doi.org/10.1016/j.maturitas.2015.06.042
Nosek, M., Kennedy, H. P., Beyene, Y., Taylor, D., Gilliss, C., & Lee, K. (2010). The Effects of Perceived Stress and Attitudes Toward Menopause and Aging on Symptoms of Menopause. Journal of Midwifery and Women’s Health, 55(4), 328–334. doi.org/10.1016/j.jmwh.2009.09.005
5) Freundschaft statt Partnerschaft? Emotionale Unterstützung in Single-Dyaden über die Lebensspanne (1–2 Personen, Iris Wahring)
Diese Masterarbeit untersucht, wie sich Freundschaften zwischen alleinstehenden Personen über die Lebensspanne gestalten – insbesondere im Hinblick auf gegenseitige Selbstöffnung (self-disclosure) und emotionale Unterstützung. Im Fokus steht die Frage, ob emotionale Nähe in Freundschaften mit einer höheren Zufriedenheit im Singleleben und einem geringeren Wunsch nach einer romantischen Beziehung einhergeht.
Die Studie wird mit dyadisch rekrutierten Freundespaaren unterschiedlichen Alters (z. B. junge vs. ältere Erwachsene) durchgeführt, um Selbst- und Fremdberichtdaten zu kombinieren. Ein dyadischer Blickwinkel auf Freundschaften wurde bisher vor allem bei jungen Erwachsenen eingenommen; Studien mit älteren Dyaden fehlen weitgehend.
Ein besonderer Fokus liegt auf möglichen Geschlechtsunterschieden: Frühere Studien zeigen, dass Männer sich in Freundschaften oft weniger öffnen und weniger emotionale Unterstützung erhalten. Gleichzeitig berichten Single-Männer durchschnittlich häufiger von einem stärkeren Wunsch nach Partnerschaft als Single-Frauen. Es soll daher auch untersucht werden, ob emotionale Nähe in Freundschaften insbesondere für Männer bedeutsam mit Partnerschaftswünschen und der Zufriedenheit im Singleleben zusammenhängt – und ob sich solche Zusammenhänge über die Lebensspanne verändern.
Die Masterarbeit kann als querschnittliche dyadische Fragebogenstudie umgesetzt werden. Alternativ bietet sich auch eine Experience-Sampling-Erhebung an, in der soziale Interaktionen im Alltag sowie deren Zusammenhang mit aktuellem Partnerschaftswunsch und Singlezufriedenheit erfasst werden. Auch eine Verhaltensbeobachtung von realen Interaktionen ist mittelfristig angedacht, um emotionale Unterstützung und Nähe direkt zu analysieren.
Literaturhinweise:
- Carstensen, L. L. (2021). Socioemotional selectivity theory: The role of perceived endings in human motivation. The Gerontologist, 61(8), 1188–1196. https://doi.org/10.1093/geront/gnab116
- Wahring, I. V., Simpson, J. A., & Van Lange, P. A. M. (2024). Romantic relationships matter more to men than to women. Behavioral and Brain Sciences, 1–64. https://doi.org/10.1017/S0140525X24001365
6) Prädiktoren von Beziehungstransitionen im mittleren und höheren Erwachsenenalter (1–3 Personen, Iris Wahring)
Diese Masterarbeiten untersuchen auf Basis von Paneldaten psychosoziale Prädiktoren von Beziehungstransitionen im späteren Erwachsenenalter. Je nach Interessensfokus können folgende Übergänge analysiert werden:
- Beziehungsbeginn – z. B. in Verbindung mit Lebenszufriedenheit, Partnerschaftswunsch oder sozialer Einbindung
- Zusammenziehen – unter Berücksichtigung individueller (z. B. psychische Gesundheit) und dyadischer Merkmale (z. B. Konflikthäufigkeit)
- Heirat – im Kontext individueller und beziehungsbezogener Prädiktoren wie Beziehungszufriedenheit
Ein zentraler Fokus liegt auf altersbezogenen Unterschieden in der Bedeutung dieser Prädiktoren. Die Analysen basieren idealerweise auf dem DEAS-Panel (ab 40 Jahren, Deutschland), das viele relevante Variablen in 3-Jahres-Intervallen erhebt.
Optional kann auch ein österreichisches Panel oder das FReDA-Panel (16–50 Jahre, Deutschland) einbezogen werden, um die Lebensspanne breiter abzudecken. Viele zentrale Variablen – z. B. Lebenszufriedenheit, Partnerschaftswunsch und Beziehungszufriedenheit – sind in beiden Panels enthalten. Die Masterarbeit kann sich dabei entweder auf ein Panel fokussieren oder einen vergleichenden Zugang nutzen.
Bei Interesse an einem ausgeschriebenen Masterarbeitsthema bewerben sie sich bis 31. August über dieses Formular mit einem kurzen Motivationsschreiben (max. 1 Seite), Lebenslauf und Sammelzeugnis und bei Interesse an den Themen 4-6 vermerken sie dies im Kommentarfeld oder als Text in der Mail.
Darüber hinaus haben sie auch die Möglichkeit, eine direkte Anfrage bezüglich einer Masterarbeitsbetreuung (auch mit eigenem Themenvorschlag oder eigener Forschungsidee) zu stellen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Arbeitsbereichs.
Wichtig!
Bitte beachten Sie, dass nur Student*innen betreut werden, die ein Seminar, TEWA, VU oder Praktikum unseres Arbeitsbereichs absolviert haben. Sollten Sie noch keine Lehrveranstaltung des Arbeitsbereichs absolviert haben, kontaktieren Sie uns, um eine individuelle Lösung zu besprechen.
Bewerbung für die ausgeschriebenen Themen siehe oben (Deadline Bewerbungsphase: 31. August bzw. 31. Jänner).