Psychologie des Alterns

Themen für das Sommersemester 2024

 

(1) Was macht soziale Interaktionen bedeutsam? (3 Personen; Jana Nikitin und Selma Korlat)

Bedeutsame soziale Beziehungen machen das Leben gesünder, zufriedener und sinnvoller. Was macht aber soziale Beziehungen bedeutsam? In einer Studie haben wir gefunden, dass ältere Menschen ihre sozialen Beziehungen als bedeutsamer wahrnehmen als jüngere Menschen. Warum ist das der Fall? Suchen ältere Menschen mehr emotionale Nähe in ihren Beziehungen? Meiden sie oberflächliche Beziehungen? Konzentrieren sie sich eher auf ihr Gegenüber? In dieser Studie soll diesen und ähnlichen Fragen nachgegangen werden. Dafür werden Personen verschiedenen Alters in ihrem Alltag zu ihren sozialen Interaktionen befragt (mittels ambulatory assessment). Aus den Ergebnissen der Studie können wir mehr darüber lernen, wie wir unsere sozialen Interaktionen so gestalten können, dass sie sinnvoll sind und zu unserem Wohlbefinden beitragen.

Nikitin, J., Luchetti, M., Alimanovic, N., Rupprecht, F.S. (conditionally accepted). Are social interactions perceived as more meaningful in older age? Psychology and Aging

 

(2) Allein und glücklich? Eine Intervention gegen Einsamkeit (3 Personen; Jana Nikitin, Christina Ristl und Fiona Rupprecht)

Soziale Isolation und Alleinsein gehen oft mit Gefühlen der Einsamkeit einher, und es ist nicht immer möglich, dem Alleinsein zu entkommen. Diese Intervention zielt darauf ab, das Alleinsein so umzudeuten, dass es positiv erlebt werden kann und nicht zu Einsamkeit führt. Basierend auf den psychologisch weisen Interventionen (Walton & Wilson, 2018) zielt diese Intervention darauf ab, das Alleinsein mit einem Gefühl von Freiheit, intrinsischer Motivation und Einklang mit persönlichen Zielen zu verbinden. Somit soll das Alleinsein als positiv und sinnvoll erlebt werden. Die Kurzintervention wird im Rahmen der Masterarbeit entwickelt und besteht aus dem Lesen von Erfahrungsberichten und dem Schreiben einer eigenen positiven Interpretation des Alleinseins ("Saying is believing"-Ansatz). Die Wirksamkeit wird in einem Experiment mit der Interventionsgruppe und einer Kontrollgruppe getestet. Die Intervention soll Menschen, die oft allein sind oder unter dem Alleinsein leiden, helfen, neue Denkweisen zu entwickeln, um das Alleinsein positiv zu erleben.

Walton, G. M., & Wilson, T. D. (2018). Wise interventions: Psychological remedies for social and personal problems. Psychological Review, 125(5), 617–655. doi.org/10.1037/REV0000115

Lay, J. C., Pauly, T., Graf, P., Biesanz, J. C., & Hoppmann, C. A. (2019). By myself and liking it? Predictors of distinct types of solitude experiences in daily life. Journal of Personality, 87(3), 633–647. doi.org/10.1111/jopy.12421

Weinstein, N., Vuorre, M., Adams, M., & Nguyen, T. (2023). Balance between solitude and socializing: everyday solitude time both benefits and harms well-being. Scientific Reports, 13(1), 21160. doi.org/10.1038/s41598-023-44507-7

 

 (3) Macht der Kontakt zu jüngeren Menschen das Altern besser? (3 Personen; Jana Nikitin und Fiona Rupprecht)

Unser Bild des Alterns ist vorwiegend negativ. Das kann unser eigenes Altern negativ beeinflussen. Es ist also wichtig Wege zu finden, der negativen Sicht aufs Alter und ältere Menschen entgegenzuwirken. Die Kontakthypothese postuliert, dass der Kontakt zwischen Gruppen zu einer positiveren Sicht auf die jeweils andere Gruppe führen kann. Das sollte auch für intergenerationale Kontakte gelten. Es ist allerdings noch unklar, wie optimaler Kontakt zwischen jungen und älteren Menschen – vor allem außerhalb der Familie – gelingt. In dieser Studie soll daher untersucht werden, wie natürlich auftretende Kontakte zwischen jungen und älteren Personen am besten gelingen. Dafür werden im ersten Schritt ältere Personen (ab 50) in ihrem Alltag zu intergenerationalen Kontakten befragt und die kontextuellen und persönlichen Bedingungen eines positiven Austauschs untersucht (mittels ambulatory assessment; die Daten werden von mehreren Studierenden aus unterschiedlichen Projekten gesammelt und geteilt). Außerdem können wir so herausfinden, ob positiver intergenerationaler Austausch die Sicht auf das eigene Altern verbessern kann.

Pettigrew, T. F., & Tropp, L. R. (2006). A meta-analytic test of intergroup contact theory. Journal of Personality and Social Psychology, 90, 751–783. doi.org/10.1037/0022-3514.90.5.751

 

(4) „Ich tanze nicht mehr ausgelassen“: Wie soziale Normen das Verhalten von älteren Menschen beeinflussen
(2 Personen; Jana Nikitin und Selma Korlat)

Ältere Menschen nehmen oft nicht mehr an Aktivitäten teil, die für sie gesund wären oder ihnen Freude bereiten würden (wie z. B. ausgelassenes Tanzen), weil diese Aktivitäten nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechen, was ältere Menschen (nicht) tun sollten. In dieser Masterarbeit soll untersucht werden, wie solche Normen das Verhalten von älteren Menschen beeinflussen. Eine Möglichkeit ist, dass ältere Menschen zwar ausgelassen tanzen wollen, es aber aus Scham unterlassen. Eine andere Möglichkeit, die hier in einer (online oder paper-pencil) Studie untersucht werden soll, ist, dass älteren Menschen solches Verhalten gar nicht erst in den Sinn kommt. Je stärker die Normen oder je stärker eine Person an die Normen glaubt, desto weniger fallen ihr Aktivitäten ein, die gegen diese Normen verstoßen. Soziale Normen über das Alter könnten also die kognitive Verfügbarkeit von bestimmten Verhaltensweisen beeinflussen und so älteren Menschen die Möglichkeit nehmen, Aktivitäten nachzugehen, die für das Wohlbefinden und die Gesundheit förderlich sind. Idealerweise würde die Masterarbeit Wege aufzeigen, wie kontranormative Verhaltensweisen verfügbar gemacht werden können.

Kalkstein, D. A., Hook, C. J., Hard, B. M., & Walton, G. M. (2022). Social norms govern what behaviors come to mind-And what do not. Journal of Personality and Social Psychology, Advance online publication. doi.org/10.1037/PSPI0000412

North, M. S., & Fiske, S. T. (2013). Act your (old) age: prescriptive, ageist biases over succession, consumption, and identity. Personality and Social Psychology Bulletin, 39(6). doi.org/10.1177/0146167213480043

 

(5) Vorbereitung auf das Beste oder auf das Schlimmste? (3 Personen; Jana Nikitin und Fiona Rupprecht)

Wenn man im Alter zufrieden sein will, muss man sich auf das Alter vorbereiten. Menschen bereiten sich aber generell zu wenig auf das Alter vor. Was motiviert also Menschen dazu, sich auf das Alter vorzubereiten? Ein Faktor ist, wie positiv oder negativ man das Alter sieht. Erwartet man nur Abbau und Verluste im Alter oder verbindet man das Alter auch mit positiven Dingen? In anderen Worten, will man das Schlimmste verhindern oder das Beste erreichen? Bisherige Forschung zu dieser Frage ist noch sporadisch und vor allem fehlt noch kausale Evidenz. In dieser Studie soll daher die positive oder negative Sicht aufs Altern experimentell induziert und danach getestet werden, ob Menschen mit einer positiven Sicht eher bereit sind, sich auf das Alter vorzubereiten, als Menschen mit einer negativen Sicht. Die Ergebnisse dieser Studie sind gesellschaftlich und individuell relevant, als dass wir daraus lernen könne, was die Vorbereitung aus Alter motiviert.

Kornadt, A. E., Voss, P., & Rothermund, K. (2015). Hope for the best, prepare for the worst? Future self-views and preparation for age-related changes. Psychology and Aging, 30(4), 967–976. doi.org/10.1037/PAG0000048

 

(6) Fühlen wir uns in der Natur jünger? (3 Personen; Jana Nikitin, Selma Korlat und Fiona Rupprecht)

 

Das Ziel dieser Studie ist herauszufinden, ob sich Menschen in der Natur jünger fühlen als sie tatsächlich sind. Warum ist das wichtig? Wir wissen aus früheren Studien, dass Menschen, die sich jünger fühlen, gesünder, glücklicher und zufriedener sind. Es ist aber noch unklar, ob man das gefühlte Alter auch beeinflussen kann. Die Natur könnte einen solchen „verjüngenden“ Effekt haben. Außerdem könnte sie auch zum positiven Bild des Alterns beitragen. Um das zu untersuchen, werden Menschen unterschiedlichen Alters (ab 50) in ihrem Alltag befragt, ob sie sich gerade in einer naturnahen oder naturfernen Umgebung aufhalten, wie alt sie sich fühlen (und noch ein paar weitere Fragen, die damit zusammenhängen könnten). Dafür verwenden die Versuchspersonen eine App entweder auf ihrem eigenen oder einem von uns zur Verfügung gestellten Smartphone (ambulatory assessment). Sollte sich unsere Vermutung bewahrheiten, wäre der Naturaufenthalt eine einfache und für alle zugängliche Möglichkeit, ein gesundes und zufriedenes Altern zu fördern. Die Daten werden von mehreren Studierenden aus unterschiedlichen Projekten gesammelt und geteilt.

Freeman, C., Waters, D. L., Buttery, Y., & van Heezik, Y. (2019). The impacts of ageing on connection to nature: the varied responses of older adults. Health & Place, 56, 24–33. doi.org/10.1016/j.healthplace.2019.01.010

 


Bei Interesse an einem ausgeschriebenen Masterarbeitsthema bewerben sie sich bis 31. Jänner per Mail an altern.psychologie@univie.ac.at, mit einem kurzen Motivationsschreiben (max. 1 Seite) und Lebenslauf. Darüber hinaus haben sie auch die Möglichkeit, eine direkte Anfrage bezüglich einer Masterarbeitsbetreuung (auch mit eigenem Themenvorschlag oder eigener Forschungsidee) zu stellen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Arbeitsbereichs.


Wichtig!

Bitte beachten Sie, dass nur Student*innen betreut werden, die ein Seminar, TEWA, VU oder Praktikum unseres Arbeitsbereichs absolviert haben. Sollten Sie noch keine Lehrveranstaltung des Arbeitsbereichs absolviert haben, kontaktieren Sie uns, um eine individuelle Lösung zu besprechen.

Bewerbung für die ausgeschriebenen Themen siehe oben (Deadline Bewerbungsphase: 31. August bzw. 31. Jänner).